-Kurzgeschichte-
*** Lies den ersten Teil ***
Der Schnee reflektierte das blasse Licht. Unten angekommen begutachtete Krzhelbit das Raumschiff, das in der Nacht eisig glitzerte. Es hatte einigen Schaden genommen. Am Triebwerk waren große Eisbauteile abgesplittert, vermutlich schon beim Eintritt in die Atmosphäre. Das Raumschiff hatte insgesamt an Umfang verloren. Vermutlich war der Schneerumpf angeschmolzen. Krzhelbit ließ eine hölzerne Hand über die Raumschiffhülle gleiten, die sich rau und uneben anfühlte. Sie glitzerte dadurch noch mehr.
Der Schneemann dachte nach. Wahrscheinlich würde er den Schaden selbst beheben können, aber nicht allein. Er musste jemanden finden, der bereit war, ihn zu unterstützen. Er sah sich noch einmal in der Schneeeinöde um und brach in die Richtung auf, die ihm am angenehmsten war.
Er rollte über den frisch gefallenen Schnee und spürte, wie sich die Eiskristalle der Flocken an ihn hefteten. Das fühlte sich fantastisch an – wie Brausepulver auf der Zunge. Die streckte er raus und fing einige Flocken damit und ging lachend weiter.
Die Landestelle war von Bäumen umrandet. Als er zwischen zwei Baumgruppe hindurchtrat, konnte er in einiger Entfernung Schemen ausmachen, die möglicherweise nicht zur Vegetation gehörten. Er machte einen Bogen und bewegte sich auf sie zu.
Vorsichtig rollte er den Umrissen, die er durch die tanzenden Schneeflocken nur wage sehen konnte, entgegen. Je näher er kam, desto klarer wurde ihm, dass sie ganz still standen – und starr. Als er langsam zwischen ihnen hindurch kugelte, sah er, dass sie aus Eis waren. Eispersonen! Der Schneemann hatte davon gehört, aber noch nie welche gesehen. Er wurde immer langsamer, bis er vor einem Eisschwan zum Stehen kam. Er schaute ihm am glitzernden Schnabel vorbei in die Augen.
Der Schwan zwinkerte. War das das in den Flocken flackernde Mondlicht? „Was guckstn so?“, sagte der Schwan. Krzhelbit wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. „Hey, guckt mal! Der glotzt!“ Der Schneemann schaute nach links und rechts. Um ihn herum begannen die Figuren sich zu bewegen und zu sprechen. „Was hat der denn für ein Problem?“, „Wieso gucktn der überhaupt!“, „Wer bissn Du?“.
Krzhelbits Unbehagen wuchs wie eine Schneewehe im Schneesturm. Ein Eisdelfin drängelte sich an ihn heran und auf der anderen Seite schob sich ein Drache am Schwan vorbei. Der Schneemann dreht sich um. Ein Seepferdchen und ein Eis-Pferd liefen nebeneinander auf ihn zu. Hinter ihnen sah er weitere Eisskulpturen im Anmarsch. Er drehte sich wieder zurück. Hinter dem Schwan näherte sich ein großer Schatten. Er wogte hin und her und schälte sich nur langsam aus der Dunkelheit.
Es war ein Kamel. Es bewegte die Lippen hin und her und wackelte mit dem Kopf, als es zu sprechen begann. „Wer bist denn Du?“
„Ich bin Krzhelbit.“, sagte Krzhelbit bescheiden. „Ich bin ein Raumschneemann.“
Das Kamel blinzelte nervös. Die langen Eiswimpern klimperten leise gegen seine Wangen. „Aha.“, machte es nur. Dann machte es eine wegwerfende Geste und sagte: „Was auch immer das heißt… und was machst Du hier?“
„Mein Raumschiff hat sich verflogen und ist abgestürzt. Jetzt ist es kaputt und ich brauche Hilfe, um wieder zu starten. Ich will in die Sahara!“
„Sahara? Was ist das?“
„Das ist eine wunderschöne Wüste, mit sooooo viel Sand und Sonne…“, Krzhelbit zögerte kurz, „und mit Kamelen wie Dir.“
„Da gibt es Eiskamele?“
„Ich glaube schon!“
„Hm“, das Kamel klang skeptisch. „Also ich weiß ja nicht so viel, aber ich weiß, dass es in Wüsten ganz heiß ist. Das haben ein paar von den Menschen gesagt, die uns tagsüber immer anglotzen.“
„Heiß? Was bedeutet das?“
Das Kamel schaut Krzhelbit fassungslos an. Aus den Reihen der Tiere hörte er Eis klirren, als sie sich gegenseitig anstießen. Einige kicherten auch. „Na, das ist das Gegenteil von jetzt. Jetzt ist es kalt und frostig, deshalb können wir überhaupt hier sein. Wenn es wärmer wird, schmelzen wir, wir tauen auf und werden zu Wasser.“ Das Kamel machte eine lange Pause. „Und es wird schon wärmer. Der Frühling naht.“
*** Fortsetzung folgt ***